Besucherguide Schweden
Thema: Essbare Schätze aus Schwedens Natur
Schwedens essbare Wildnis entdecken: Ein umfassender Guide zu Beeren, Pilzen und Pflanzen – mit Infos zu Sammelzeiten, Standorten und wichtigen Tipps zur sicheren Bestimmung.
1. Beeren: Die Stars des schwedischen Sommers und Herbstes
Heidelbeeren (Blåbär)
- Wann und Wo: Ab Juli bis in den Spätsommer hinein in fast allen Wäldern, besonders an lichten Stellen und unter Kiefern.
- Verwechslungsgefahr: Gering. Sie sind sehr charakteristisch. Selten können Preiselbeerblätter in der Nähe sein, aber die Beeren sind deutlich unterschiedlich.
Preiselbeeren (Lingon)
- Wann und Wo: Spätsommer und Herbst (August-Oktober), oft auf trockeneren Waldböden und in Heidelandschaften.
- Verwechslungsgefahr: Gering. Ihre roten, festen Beeren sind unverkennbar.
Moltebeeren (Hjortron)
- Wann und Wo: Ende Juli bis August, hauptsächlich in Mooren und sumpfigen Gebieten im Norden Schwedens, aber auch weiter südlich in geeigneten Habitaten.
- Verwechslungsgefahr: Gering. Die orangefarbenen, an Himbeeren erinnernden Beeren sind einzigartig.
Himbeeren (Hallon)
- Wann und Wo: Juli bis August, oft an Waldrändern, Lichtungen und ehemaligen Schlagflächen.
- Verwechslungsgefahr: Gering. Wildhimbeeren sind leicht zu erkennen.
Walderdbeeren (Smultron)
- Wann und Wo: Juni bis Juli, an sonnigen Waldrändern, Wiesen und Böschungen.
- Verwechslungsgefahr: Gering. Die kleinen, hocharomatischen Früchte sind unverwechselbar.
2. Pilze: Die Vielfalt des Waldes
Pfifferling (Kantarell)
- Wann und Wo: Juli bis Oktober, oft in Moos unter Birken, Fichten und Kiefern.
- Merkmale: Dottergelb bis orange-gelb, trichterförmiger Hut, fleischig, Lamellen laufen am Stiel herab und sind eher Leisten als echte Lamellen.
- Geschmack: Fein-würzig, leicht pfeffrig mit einem charakteristischen Aprikosenaroma.
- Verwechslungsgefahr: Mäßig. Der Falsche Pfifferling (gelborange, Lamellen statt Leisten, riecht nicht so intensiv nach Aprikose) ist ungenießbar, aber nicht giftig. Der Leuchtende Ölbaumtrichterling (giftig) ist in Schweden seltener und wächst auf Holz.
Steinpilz (Karljohan/Stensopp)
- Wann und Wo: Juli bis Oktober, in Laub- und Nadelwäldern.
- Merkmale: Großer, fester Pilz mit braunem Hut (oft kugelig bei jungen Pilzen), weißer bis gelbgrünlicher Röhrenschicht, bauchiger bis keuliger Stiel mit feinem weißem Netz.
- Geschmack: Mild, nussig, sehr aromatisch, gilt als einer der edelsten Speisepilze.
- Verwechslungsgefahr: Mäßig. Der Gallenröhrling (ungenießbar, bitter) sieht ähnlich aus, hat aber eine rosa Röhrenschicht und rosa Poren, kein Netz am Stiel.
Rotkappe (Aspsopp/Tegelsopp)
- Wann und Wo: Juli bis Oktober, unter Birken, Espen und anderen Laubbäumen.
- Merkmale: Hut orange-rot bis ziegelrot, Stiel weißlich mit groben, faserigen schwarzen Schüppchen (ähnlich Birkenpilz, aber dunkler), Röhrenschicht weißlich. Das Fleisch verfärbt sich beim Schneiden bläulich oder gräulich.
- Geschmack: Mild, angenehm pilzig, festfleischig.
- Verwechslungsgefahr: Gering mit giftigen Pilzen. Kann mit anderen essbaren Raufußröhrlingen verwechselt werden.
Birkenpilz (Björksopp)
- Wann und Wo: Juli bis Oktober, fast ausschließlich unter Birken.
- Merkmale: Heller brauner Hut (oft schmierig bei Feuchtigkeit), weißlicher Stiel mit feinen dunklen Schüppchen (mausgrau), weißliche bis gräuliche Röhrenschicht. Das Fleisch verfärbt sich beim Schneiden kaum.
- Geschmack: Milder, angenehmer Pilzgeschmack, nicht sehr intensiv.
- Verwechslungsgefahr: Gering mit giftigen Pilzen. Kann mit anderen essbaren Raufußröhrlingen verwechselt werden.
Maronenröhrling (Brunsopp)
- Wann und Wo: Juli bis November, besonders häufig in Nadelwäldern (Kiefern, Fichten), oft auch am Waldrand.
- Merkmale: Dunkelbrauner bis kastanienbrauner, oft samtiger Hut, gelbliche bis olivgrüne Röhren, die sich bei Druck intensiv blau verfärben. Der Stiel ist gelblich-bräunlich und nicht genetzt.
- Geschmack: Kräftig, nussig und aromatisch.
- Verwechslungsgefahr: Mäßig. Ähnelt dem Gallenröhrling (bitter, nicht giftig) oder dem ungenießbaren Schönfußröhrling, aber die stark blaue Verfärbung bei Druck ist ein gutes Erkennungsmerkmal.
Krause Glucke (Höstkantarell/Trumpetsvamp)
- Wann und Wo: August bis November, oft am Fuße von Kiefern oder an deren Stümpfen.
- Merkmale: Sieht aus wie ein großer, unregelmäßiger, gelbbrauner bis hellbrauner Schwamm oder eine "Glucke" mit vielen krausen, überlappenden Lappen.
- Geschmack: Sehr intensiv pilzig, nussig und aromatisch.
- Verwechslungsgefahr: Gering. Durch ihre einzigartige Form kaum zu verwechseln.
Trompetenpfifferling (Trattkantarell)
- Wann und Wo: September bis Dezember (oft bis zum ersten Frost), bevorzugt in feuchten Nadelwäldern (Fichten, Kiefern), oft in großen Gruppen im Moos.
- Merkmale: Kleiner als der Pfifferling, gelblich-brauner bis graubrauner Hut mit einem trichterförmigen Stiel, der oft hohl ist und gelbliche Leisten (selten echte Lamellen) hat, die am Stiel herablaufen.
- Geschmack: Mild und aromatisch, mit einem leicht pfeffrigen Nachgeschmack.
- Verwechslungsgefahr: Gering. Ähnelt am ehesten dem giftigen Spitzhütigen Knollenblätterpilz im frühen Stadium, aber dieser wächst meist einzeln und hat eine Scheide an der Basis.
Samtfußkrempling (Pluggskivling)
- Wann und Wo: August bis November, häufig in Nadel- und Laubwäldern, oft an Baumstümpfen oder bemoosten Stellen.
- Merkmale: Gelbbrauner bis olivbrauner, samtiger Hut, der jung eingerollt ist. Lamellen gelblich-oliv und stark am Stiel herablaufend. Stiel kurz und dick.
- Geschmack: Kräftiger, angenehmer Pilzgeschmack.
- Verwechslungsgefahr: Gering, aber wichtig zu wissen ist, dass er roh giftig ist. Er muss immer gut erhitzt werden (min. 15-20 Minuten braten), da er sonst Magen-Darm-Probleme verursachen kann.
3. Pflanzen und Kräuter: Die grüne Apotheke und Küche
Brennnessel (Nässla)
- Wann und Wo: Frühling und Frühsommer, an nährstoffreichen Stellen, oft in der Nähe von Siedlungen, Waldrändern.
- Verwendung: Junge Triebe für Suppen, Spinat oder Tee.
- Verwechslungsgefahr: Gering. Die brennenden Haare sind ein deutliches Merkmal.
Löwenzahn (Maskros)
- Wann und Wo: Frühling bis Herbst, auf Wiesen und Feldern.
- Verwendung: Junge Blätter für Salate, Blüten für Gelee, Wurzeln als Kaffeeersatz.
- Verwechslungsgefahr: Gering. Sehr bekannt.
Wilder Knoblauch/Bärlauch (Ramslök)
- Wann und Wo: April bis Juni, in feuchten, schattigen Laubwäldern, oft in großen Kolonien. Nicht überall in Schweden verbreitet, eher im Süden.
- Verwechslungsgefahr: Hoch! Kann mit Maiglöckchen und Herbstzeitlosen verwechselt werden, die beide hochgiftig sind. Wichtig: Vor dem Sammeln den starken Knoblauchgeruch der Blätter prüfen und nur ernten, wenn man sich absolut sicher ist!
Fichtentriebe (Granskott)
- Wann und Wo: Frühling (Mai/Juni), an den Enden der Äste von Fichten.
- Verwendung: Für Sirup, Tee oder als würzige Ergänzung in Salaten.
- Verwechslungsgefahr: Gering.
Wichtige Hinweise für das Sammeln:
- Allemansrätten (Jedermannsrecht): In Schweden darf man dank des Jedermannsrechts Beeren, Pilze und nicht geschützte Blumen in der freien Natur sammeln, solange man die Natur respektiert und keine Schäden anrichtet oder private Grundstücke betritt.
- Kenntnis ist der Schlüssel: Sammle nur, was du eindeutig identifizieren kannst. Im Zweifel lieber stehen lassen.
- Nachhaltigkeit: Sammle nur so viel, wie du benötigst, und hinterlasse genügend für Tiere und die Vermehrung der Pflanzen.
- Sammel-Apps und Bücher: Nutze Bestimmungsbücher oder Apps, aber verlasse dich nie ausschließlich auf digitale Hilfen ohne zusätzliche Verifizierung.